Donnerstag, 15. Februar 2018

Wie die Kleidergrössen entstanden sind

Vielleicht wolltest du ja immer schon einmal wissen, wie eigentlich
die Kleidergrößen entstanden sind dann bleib dran, denn in diesem Blog verrate ich es dir:
Vor langer Zeit lebte ein Schneider in einem kleinen Dorf am Rande der Alpen. Seine Eltern hatten seit seiner Kindheit eine eigene Schneiderei und deswegen war es ganz normal, dass sie ihren einzigen Sohn selber im Nähhandwerk ausbildeten.

 Nach dem Tod seiner Eltern bekam er als Erbe ihre Nähstube Goldnadel und dort saß er nun jeden Tag und arbeitete. Die Menschen im Dorf schätzten seine Dienste sehr und kamen gerne zu ihm in den Laden. Egal ob Saum kürzen, Stoff dazu nähen, Leder flicken…er übernahm alles was mit der Reparatur von Kleidung zu tun hatte.


 Irgendwie wurde er aber das Gefühl nicht los, das er zu Höherem berufen worden war. Er träumte oft bei seiner Arbeit davon wie es wohl wäre festliche elegante Kleider für die Königin oder ihren Hofstaat zu nähen. In seinen Träumen saß er in der königlichen Schneiderei und arbeitete nur mit den feinsten Materialien. Wie gerne würde er aus diesen besonders hochwertigen Stoffen neue Kleider entwerfen, aber das blieb wohl nur ein Traum.


Die Jahre vergingen und nichts in seinem Leben änderte sich. Er saß  meistens schlecht gelaunt in seiner Nähstube und verrichtete seine tägliche Arbeit als es eines Abends plötzlich laut an der Tür klopfte. Der Schneider schreckte auf. Wer ihn wohl um diese Uhrzeit störte? Bestimmt wieder eine Frau aus dem Dorf, die plötzlich bemerkt hatte, das ihr das Kleid zu eng geworden war.


Vorsichtig öffnete er die Tür und traute seinen Augen kaum. Vor ihm stand eine feine Dame in einem prächtigen Kleid und neben ihr scheinbar ihre Magd.

Ihr Kleid hatte die Farbe von blühenden Orchideen und war so kunstvoll verziert, das der Schneider seinen Blick kaum davon abwenden konnte. Dazu trug sie einen Schal der mit kleinen Kristallen bestückt war.
„Verzeihung gnädiger Herr, sagte die Dame. Es wäre nett, wenn sie uns helfen könnten, unsere Kutsche hat einen Schaden, wir sind damit liegen geblieben..“
Er fragte sich, mit was für einer Dame er es hier wohl zu tun hatte- so ein hochwertiges Kleid hatte er noch nie zu Gesicht bekommen.
Der Schneider nahm sich seine Jacke von der Garderobe,  ging zu den Damen hinaus und holte aus dem Nachbarhaus noch den Schmied dazu. Der brummelte irgendetwas unverständliches in seinen Bart und schlurfte langsam aus seinem Vorgarten hinaus. Nicht weit entfernt am Wegesrand stand die Kutsche und anscheinend war es nur ein kleiner Schaden. Der Schmied hämmerte und klopfte ein paar Mal auf das Holz, zog ein paar Schrauben nach und bewegte die Kutschräder. Zufrieden sagte er zu den Damen: „Das war es schon, sie können weiter fahren“

„Was schulde ich euch mein Herr?“ fragte die Magd. Der Schmied zuckte mit den Schultern. „Das war keine große Arbeit.“ Die Magd drückte ihm ein paar Münzen in die Hand.

Die feine Dame bedankte sich mehrfach und sprach zu dem Schneider:

„Ihr seid doch Schneider, oder? Ich sah euer Schild am Tor zu eurem Garten. Sagt mir, mit was für Stoffen arbeitet ihr? Der Schneider war überrascht über die Frage.


„Meistens mit Leinen, das ist der Stoff, den fast jeder im Dorf trägt.“ Die Dame nickte. „An unserem Hof gibt es viele unterschiedliche Stoffe, vielleicht wollt ihr uns einmal besuchen?“ Voller Freude nickte der Schneider und vereinbarte mit ihr einen Termin für übermorgen. Er würde zwar nicht das Königshaus besuchen aber immerhin eine Gräfin- und die hatte bestimmt auch eine ansehnliche Näherei

Vor lauter Aufregung konnte er kaum schlafen. Wie würde es dort wohl aussehen und wie viele Stoffe gab es dort?

Mit seinem kleinen Planwagen machte er sich schon morgens auf die Reise. Das Anwesen der Gräfin war gute zwei Stunden entfernt und sein altes Pferd war nicht mehr das schnellste. Als er durch den großen Torbogen fuhr kam die Gräfin ihm im Innenhof entgegen. „Seid gegrüßt mein Herr. Ihr könnt es bestimmt nicht abwarten meine Schneiderei zu sehen.“ Der Schneider nickte und folgte der Gräfin in das Innere des Gebäudes. Sie öffnete eine große Flügeltür und sie betraten einen großen, hellen Raum, der mit Kronleuchtern behangen und mit Kerzenleuchtern an den Wänden geschmückt war. An den Seiten standen ein paar Schneiderbüsten auf denen wunderschöne Kleider hingen. Begeistert sah der Schneider die unterschiedlichen Stoffballen, die sich bis zur Decke stapelten. Es waren unzählig viele. Er fühlte sich wie ein kleines Kind auf dem Jahrmarkt, so viel gab es hier zu sehen uns zu entdecken. Die Gräfin ließ ihn alleine und so konnte er sich in Ruhe umsehen. Er fasste viele verschiedene Stoffe an, blätterte in den Nähvorlagen und wünschte sich nichts sehnlicher auf der Welt, als hier arbeiten zu dürfen.


„Nehmen sie sich ruhig einen Stoffballen mit“. Er war so gedankenverloren, das er gar nicht mitbekommen hatte das die Gräfin wieder neben ihm stand. Der Schneider nahm sich einen Ballen feinster Seide mit und bedankte sich vielmals.


Als die Gräfin ihn später hinaus begleitete, erwähnte sie den Nähwettbewerb, der in zwei Monaten in der Stadt veranstaltet wurde. Ein Nähwettbewerb. Das wäre seine Chance sein Talent zu beweisen dachte der Schneider.

Noch in der Nacht suchte er nach einem geeigneten Schnittmuster für ein besonderes Kleid. So einen schönen Stoff wie die Seide von der Gräfin hatte er wirklich noch nie gesehen und schon gar nicht damit gearbeitet. Das war ein Unterschied zu den billigen Leinen und Baumwollstoffen mit denen er sonst nähte..
Er war in so freudiger Erregung das er sich nicht entscheiden konnte, welches Kleid er nähen wollte. Er kritzelte immer wieder neue Ideen auf sein Papier bis er sich endlich entschieden hatte.
Nach vier Wochen war das Kleid endlich fertig, er hatte Rüschen und Bordüren mit hinein genäht und das Kleid sah in seinem violetten Farbton einfach zauberhaft aus.
Da es das schönste Kleid war, welches im Dorf und weit darüber hinaus gefertigt worden war gewann er mit großem Vorsprung den Nähwettbewerb.

In den kommenden Monaten und Jahren wurde der Schneider immer bekannter. Sogar das Könighaus erfuhr von seinem Talent und bestellte ihn an den königlichen Hof, damit er Kleider und Roben anfertigen konnte.

Aber der Schneider hatte ein festes  Maß im Kopf, er nähte seine Kleider alle nur für Größen, die schlanken Frauen passten. Schon als Kind konnte er keine dicken Frauen leiden, was an der dicken Magd lag die ihm versucht hatte Lebertran einzuflößen. Damals als kleiner Junge war er sehr krank und seine Eltern hatten diese fürchterlich dicke Frau eingestellt, die sich während seiner Krankheit um ihn kümmerte.
Dicke Frauen waren ihm ein Dorn im Auge und er war froh, dass er für sie nicht nähen musste. Mittlerweile war der Schneider aus seiner bescheidenen Hütte in ein wunderschönes Haus gezogen und hatte ein prächtiges Atelier. Auch von weit her kamen die Frauen zu ihm und er bildete sogar einige Schüler aus. Einer Sache blieb er immer treu: Er fertigte nur Kleider für schmale Größen. Wenn mal eine beleibtere Frau zu ihm kam, dann lies er sich entschuldigen oder schickte sie zu einem seiner Kollegen.

Mittlerweile war der Schneider verheiratet und seine Frau Hilda stand ihm oft Modell im Atelier. Sie war von feingliedriger Statur und hatte eine knabenhafte Figur. Wie ein Luchs achtete er darauf das sie kein Gramm zunahm und manchmal nahm er ihr auch das Essen weg oder gab ihr eine kleinere Portion. Die Frau erduldete das schweigsam denn der Schneider konnte ihr ein schönes, wohlhabendes Leben bieten.

Egal, wie sehr er versuchte, das zu ändern, er konnte einfach keine dicken Weiber leiden.
Über die Jahre wuchs sein Unternehmen und fast alle Schneider im Land orientierten sich an seinem Maßstab und weil er immer mehr Schüler ausbildete, bleibt uns seine Vorgabe als sein Erbe heute noch erhalten.
Seine Frau verließ den Schneider nach sechs Jahren der gemeinsamen Ehe. Er war am Boden zerstört und verstand die Welt nicht mehr. Wie konnte sie so etwas machen? Auf einem Fest hatte sie den dicken Baron aus dem Nachbarkönigreich kennen und lieben gelernt. Er war außer sich vor Wut. Was fand seine Frau an diesem dicken Kerl? Was konnte er ihr bieten was sie bei ihm, dem erfolgreichen und wohlhabenden Schneider nicht bekam? Als sie bei ihm auszog fragte er sie das erste Mal nach dem Grund, vorher war sie ihm meistens nur aus dem Weg gegangen.

Als sie vor der Kutsche standen blickte er ihr in die Augen und sprach: Warum tust du mir das an Hilda? Was hat er, was ich nicht habe?


Traurig ergriff sie seine Hand und sagte: Er hat viel mehr Herz und Wärme als du, das ist der Grund, warum ich zu ihm gehe. Denn egal ob dick oder dünn, entweder hat man das Herz am richtigen Fleck oder nicht.


Auch nach seinem Tod blieb in der ganzen Bekleidungsbranche das Erbe des Schneiders erhalten und begleitet uns heute noch wenn wir etwas neues zum Anziehen brauchen.


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